NSG Ostufer Tiefwaren und Falkenhäger Bruch

Aufgrund von Nutzungsänderung sind heute nur noch etwa 10% der Niederung frei von Gehölzen. Heute stehen dort überwiegend Kreuzdorn-Kiefern-Birken-Moorwälder. In den Birken-Moorwäldern findet man Besonderheiten wie das Lebermoos Cryptothallus mirabilis und weitere seltene Moose. Auf den südlichen Seeuferterassen stockt ein seltener Hasel-Niederwald. Unteranderem Beutelmeisen, Tüpfelrallen und Kraniche nutzen das Gebiet zum Brüten.

Das Naturschutzgebiet erstreckt sich nördlich der Stadt Waren bei 63 bis 80 m NN in der Landschaftseinheit „Großseenlandschaft mit Müritz, Kölpin- und Fleesensee“.

Das Schutzgebiet liegt in einer radialen glaziären Schmelzwasserrinne, die von Jägerhof bis in die Müritz reicht. In ihrem Verlauf durchquert die Rinne mehrere Einheiten der glaziären Serie. Der Falkenhäger Bruch im Norden – ein Talmoor mit Durchströmungs- und Verlandungsmoorabschnitten – liegt in seiner gesamten Längserstreckung im Bereich der Pommerschen Grundmoräne. Am Rand gibt es Bereiche mit deutlichem Druckwassereinfluss, stellenweise auch flache Quellen. Der Falkenhäger See ist eine Moorblänke im Talmoor. Eine markante Mineralbodeninsel innerhalb des Moores trägt den Namen Flinswerder. Der Falkenhäger Bruch wird von einem zentralen Graben, dem sogenannten Stadtgraben, entwässert. Er mündet in den Tiefwaren-See. In einem Gletschertor durchbricht die Schmelzwasserabflussbahn am NO-Ende des Tiefwarens die Pommersche Haupteisrandlage. Der Tiefwarensee als Fortsetzung des Bruches ist in den südlich vorgelagerten Pommerschen Sander eingetieft, dessen Material aus groben, ca. 20 m mächtigen Sanden besteht. Am Ostufer des Tiefwarens ist ein bis 10 m hohes fossiles Steilufer ausgebildet, dem durchgehend eine Seeterasse vorgelagert ist.

Nach der Flurkarte von C. F. BALSLEBEN (Müritz-Museum Waren) wurde der Falkenhäger Bruch schon 1726 als Grünland genutzt. Der zentrale Graben war schon vorhanden. Die SCHMETTAUISCHE KARTE von 1788 und das MESSTISCHBLATT von 1882 zeigen die gesamte Niederung als Grünland, durchsetzt von einzelnen Gehölzen. Noch um 1930 sollen weite Teile der Niederung als Wiese genutzt worden sein. Auf einem Luftbild von 1963 sind einige frisch gemähte Flächen zu erkennen. Der Grünlandanteil war zu dieser Zeit etwa um ein Drittel gesunken. Birken-Bruchwald, Weidengebüsche und Erlenaufforstungen nahmen die übrige Fläche ein. Heute sind noch etwa 10 % der Niederung frei von Gehölzen. Nur im südlichen Teil der Niederung wird auf zwei bis drei Hektar eine Wiese offen gehalten. Der Vergleich der Luftbilder von 1963 und 1991 weist eine Vergrößerung des Falkenhäger Sees aus – vermutliche durch Verlandung des Entwässerungssystems.

Große Flächen des Falkenhäger Bruches werden von Birken-Bruchwäldern eingenommen, die sich auf aufgelassenen Wiesen entwickelt haben. Es handelt sich überwiegend um Kreuzdorn-Kiefern-Birken-Moorwälder, deren Standorte im Falkenhäger Bruch nur gering entwässert sind. Die eutrophen und kalkreichen Birken-Moorwälder am Talrand gehen in der Talmitte in mesotraphente Pfeifengras-Birken-Moorwälder über. Als Besonderheit ist das chlorophyllfreie, mykotrophe Lebermoos Cryptothallus mirabilis zu nennen, das zumeist unter Streu und Moosdecken wächst. Weiterhin treten in den Birken-Moorwäldern die gefährdeten Moose Dicranum bonjeanii und Fissidens adianthoides auf. Unter den epiphytischen Moosen ist das seltene Orthotrichum pulchellum hervorzuheben. Auf dem Werder stockt ein Perlgras-Buchenwald. In Hanglagen tritt ein Waldschwingel-Buchenwald auf. Bemerkenswerte Arten sind die Frühlings-Platterbse und das Wald-Labkraut. Eine weitere Besonderheit ist der Hasel-Niederwald auf kalkreichem Boden der Seeuferterassen im südlichen Teil des Gebietes. Er zeichnet sich durch große Bestände des Leberblümchens, der parasitischen Schuppenwurz und des Winter-Schachtelhalms aus.
Unter den Brutvögeln sind Kranich, Sperber, Tüpfelralle, Beutelmeise und Blaukehlchen bemerkenswert. Zeitweise haben Bekassine, Zwergdommel, Eisvogel und Schwarzmilan im Gebiet gebrütet. Es liegen Nachweise für Waldeidechse und Laubfrosch vor.

Der Zustand des Gebietes ist insgesamt gut, die Entwicklung im Talmoor weitgehend ungestört. Der Waldzustand auf Werder und Seeuferterasse ist nur befriedigend; es wurde in den letzten Jahren verstärkt Holz eingeschlagen. Um eine ungestörte Entwicklung auch der Waldstandorte auf den Mineralböden des Gebietes zu ermöglichen, sind diese ebenfalls künftig nutzungsfrei zu stellen. Das Gebiet sollte um die Kesselmoore und Bereiche der kuppigen Endmoräne mit dem im Binnenland sehr seltenen Zwiebelzahnwurz-Buchenwald erweitert werden.

Der Südteil des Gebietes ist durch einen Wanderweg um den Tiefwaren gut erschlossen. Im Falkenhäger Bruch und in den unmittelbar benachbarten Buchenwäldern existieren keine öffentlichen Wege.

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung © Demmler Verlag

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