NSG Nordwestufer Wittow und Kreptitzer Heide

Die bis zu 12 m hohe Steilküste ist eines der längsten aktiven Mergelkliffs in Deutschland. Der Strand ist deshalb recht kiesig. Im Kliff brüten bis zu 2.000 Uferschwalben. Oberhalb des Kliffs führt ein Bohlenweg durch die Magerrasen-Landschaft der „Kreptitzer Heide“.

Das Schutzgebiet liegt an der Außenküste der Halbinsel Wittow zwischen den Orten Dranske und Kreptitz. Es gehört zur Landschaftseinheit „Nord- und ostrügensches Hügel- und Boddenland“.

Das Naturschutzgebiet umfasst den Bereich des aktiven Steilufers mit dem Strand und einem Teil der Schorre sowie einen schmalen Streifen der angrenzenden Grundmoränenhochfläche zwischen Dranske und Kreptitz. Die Kreptitzer Heide ist von feinkörnigen Flugsanden und Dünen bedeckt. Auf dem Kliffrand erreichen die Kliffranddünen Mächtigkeiten bis zu 4 m. Das 4 –12 m hohe Kliff besteht überwiegend aus Geschiebemergel. Eingelagert sind unregelmäßige Sandschlieren und bis 5 m mächtige Sandlinsen von Beckenfeinsand, die eine obere jüngere von einer unteren älteren Grundmoränenbank trennen. Der Strand ist entsprechend sandig-kiesig und reich an Geröllen und Blöcken. Vorgelagert existiert eine Steinschorre.

Im URMESSTISCHBLATT von 1836 reicht der Acker im westlichen Teil bis an die Kliffkante. Heideflächen erstreckten sich zur damaligen Zeit uferbegleitend von Kreptitz bis südlich von Schwarbe. In der Kreptitzer Heide erfolgte jahrhundertelang eine regelmäßige Beweidung durch Schafe. Nach 1990 wurden die Heideflächen aufgelassen.

Die Block- und Steingründe der Schorre werden u. a. von Blasen- und von Zuckertang sowie von der Meersaite Chorda filum besiedelt. Vor Dranske bis Höhe Rehbergort (südlichster Bereich des NSG) nimmt die Anlandung von Seegras in Richtung Nordost ab. Am Strand kommen im Spülsaum Meerkohl, Europäischer Meersenf, Kali-Salzkraut sowie Spieß-Melde und Strand-Melde vor. Auf dem immer wieder abbrechenden Kliff beginnt die Besiedlung mit Huflattich-Pionierfluren. Bei Stabilisierung des Hangfußes siedeln sich auch Holunder, Sanddorn sowie Schlehen, Rosen und Weiden an. Die Kliffranddünen sind weitgehend vegetationsfrei. In der Kreptitzer Heide blieben Magerrasen u. a. mit Sand-Segge, Silbergras, Weinberg-Lauch, Gewöhnlichem Wundklee, Sand-Thymian, Sand-Strohblume und Gewöhnlicher Grasnelke erhalten. Als Besonderheit tritt die Gewöhnliche Sommerwurz auf. Das Makrozoobenthos der Block- und Steingründe wird von der Miesmuschel geprägt, für die Individuendichten von bis zu 17 000 Tieren/m2 ermittelt wurden. Weitere dominierende Arten des Makrozoobenthos sind die Wattschnecke Hydrobia ulvae, der Vielborstige Ringelwurm Pygospio elegans, der Flohkrebs Gammarus salinus und der Röhrenborstenwurm Tubifex costatus. Insbesondere die Muschelarten, die hier hohe Biomassewerte erreichen, sind für die überwinternden Meeresenten eine bevorzugte Nahrungsquelle. Die Außenküste Wittows bildet eine Leitlinie für den Vogelzug. Insbesondere in den Herbstmonaten sind hier in großer Anzahl z. B. Gänse, Enten, Schwäne, Kraniche und Greifvögel auf ihrem Zug zu beobachten. Im Gebiet brüten u. a. Karmingimpel, Grauammer, Sperbergrasmücke und Neuntöter. Teichralle und Rothalstaucher kommen in einem Kleingewässer vor. Von besonderer Bedeutung ist das Vorkommen der Uferschwalben, die in den aktiven Kliffbereichen mit bis zu 2 000 Paaren nisten. Belegt sind die Vorkommen von 10 echten Hummelarten und 4 Kuckuckshummelarten. Bemerkenswert ist das Vorkommen der Deichhummel Bombus distinguendus im weiteren Randbereich bis Lancken als bisher einziger Nachweis dieser Art für Rügen. Die Grashummel Bombus ruderarius kommt in der Kreptitzer Heide sowie bei Dranske vor. Aus der Schwebfliegenfauna wurden 27 Arten im Gebiet nachgewiesen, zumeist Arten des Offenlandes. Bei Lathyrophthalmus aeneus handelt es sich dagegen um eine typische Küstenart. Von den Tagfaltern wurden bisher 13 Arten gefunden, darunter Wanderfalter wie Admiral und Distelfalter, Gammaeule, Rostbinde, Kleiner Perlmutterfalter und Kleiner Feuerfalter. Aus der Heuschreckenfauna sind die Kurzflüglige Beißschrecke, die Gewöhnliche Strauchschrecke, der Bunte Grashüpfer und der Weißrandige Grashüpfer zu erwähnen.

Der Zustand der Kliff- und Strandbereiche und der vorgelagerten Schorre ist sehr gut, der Zustand der Kreptitzer Heide dagegen unbefriedigend. Das aktive Kliff kann sich ohne Einflussnahme durch Küstenschutzmaßnahmen entwickeln. Um die weitere Einwanderung von Gehölzen in der Kreptitzer Heide zu stoppen, ist eine umlaufende Beweidung notwendig.

Mehrere Abgänge im Bereich Bakenberg ermöglichen den Zugang zum Strand. Die Kreptitzer Heide kann auf einem Bohlenweg durchwandert werden.

 

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung © Demmler Verlag

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