NSG Nonnenbachtal

Südlich des Tollensesees hat sich der schmale Nonnenbach tief in die Umgebung eingeschnitten und verbirgt sich in einem Gehölzsaum aus Schwarz-Erlen, Ulmen, Berg-Ahorn, Eschen und Weiden. Am schnellfließenden Fluss brüten Eisvogel und Gebirgsstelze.

Das Naturschutzgebiet umfasst den Nonnenbach einschließlich der angrenzenden Talhänge vom Wanzkaer See bis zur Bundesstraße 96 bei Usadel in einer Höhe von 25 – 58 m NN. Es gehört zur Landschaftseinheit „Kuppiges Tollense-Gebiet mit Werder“.

Das Kerbtal des Nonnenbaches hat sich 10 bis 20 m tief in die umgebenden Hochflächen eingeschnitten. Der Nonnenbach entwässert den Wanzkaer See und über dessen Zuflüsse weitere Seen. Die Laufstrecke des Nonnenbaches beträgt bei einem Gefälle von ca. 44 m 6,05 km, davon verlaufen 3,8 km im Schutzgebiet. Das Kerbtal des Nonnenbaches entwickelte sich infolge der starken Neigung der Hochflächen des Pommerschen Eisvorstoßes von SSO nach NNW durch rückschreitende Erosion. Mit dem Anschluss vieler Binnenentwässerungsgebiete an den Wanzkaer See erhöhten sich die Abflussmengen im Tal, was wiederum eine Erhöhung der Erosionsleistung des Nonnenbaches zur Folge hatte. Dagegen senkte sich der Wasserspiegel des Wanzkaer Sees, und eine Seeterrasse fiel trocken.

Mit dem Wasser des Nonnenbaches wurden die Wanzkaer Kornmühle, die Papiermühle, die Pulvermühle sowie die Nonnenmühle im bachabwärts anschließenden Schutzgebiet „Nonnenhof“ betrieben. Am Nonnenbach existierte ein herzogliches Eisenwerk, das im 18. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Papiermühlen im Mecklenburg-Strelitzer Bereich umgebaut wurde. Die Wanzkaer Mühle wurde 1568 erstmalig erwähnt und diente als Korn-, Schneide- und Ölmühle sowie zuletzt zur Stromerzeugung. 1956 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt und die Gebäude verfielen. Bereits seit 1961 ist der Wald als Totalreservat eingestuft. Auch vorher unterlag er nur einer sehr sporadischen forstlichen Nutzung. Zwei kleinere Talabschnitte des Nonnenbaches mit einer Ge samtgröße von 7 ha wurden bereits 1957 unter Naturschutz gestellt.

Der Nonnenbach wird durchgehend von einem Gehölzsaum aus Schwarz-Erle, Flatter-Ulme, Hainbuche, Berg-Ahorn, Esche, Silber-Weide, Schwarzem Holunder und Hasel begleitet. Der Bach selbst ist infolge dieser starken Beschattung fast vegetationsfrei. Schotterinseln und Ufer des Baches tragen Schwarz-Erlen. In Abhängigkeit von der Nährstoffversorgung stockt auf den Hangpartien armer Buchenwald mit Kiefer bzw. Bingelkraut-Buchenwald mit Sanikel und Frühlings-Platterbse. Auf exponierten Hanglagen tritt die Hainbuche stärker hervor, ebenso auf den Terrassen in Bachnähe mit Leberblümchen, Winter-Schachtelhalm und Wolligem Hahnenfuß. Die beiden Waldabschnitte auf den Oberhängen und in den Plateaulagen werden von Perlgras-Buchenwald eingenommen. Die Grünlandbereiche des Schutzgebietes werden nördlich der Wanzkaer Mühle von Frischwiesen und -weiden bzw. an der Pulvermühle von Großseggenrieden und aufgelassenen Kohldistelwiesen bestimmt. Am schnell fließenden Nonnenbach brüten Gebirgsstelze und Eisvogel, während die Wasseramsel als Überwinterungsgast auftritt. Von besonderer Bedeutung sind die Vorkommen von Bachneunauge und Bachforelle. Im Nonnenbach kommen z. T. stark gefährdete Molluskenarten wie Große Erbsenmuschel, Dreieckige Erbsenmuschel, Ohrschlammschnecke, Flussnapfschnecke und Linsenförmige Tellerschnecke vor. Weitere bemerkenswerte Arten des Fließgewässers sind die Steinfliegenarten Nemoura cinerea, N. flexuosa und Leuctra fusca sowie mehrere seltene Köcherfliegen. Der Fischotter nutzt das Gebiet als Lebensraum, ebenso wie zahlreiche Amphibienarten sowie Ringelnatter und Zauneidechse.

Der Gebietszustand ist befriedigend. Der Nonnenbach ist bis heute in 4 weitgehend voneinander isolierte Bachabschnitte unterteilt. So führen der Straßendurchlass unter der Bundesstraße 96 mit Sohlabsturz sowie das Wehr an der Wanzkaer Mühle zur Zerschneidung des Lebensraumes. Bedingt durch die oberhalb des Nonnenbachs gelegenen, eutrophierten Seen und die Nährstoffeinträge aus angrenzenden, landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen ist der Nonnenbach durch hohe organische und anorganische Nährstofffrachten gekennzeichnet. Die Durchgängigkeit des Fließgewässers muss verbessert werden. Der Durchlass unter der Bundesstraße 96 soll so umgestaltet werden, dass er für Bachforelle, Bachneunauge und Fischotter passierbar wird. Notwendig sind Pufferzonen oberhalb der Talhänge, um diffuse Nährstoffeinträge zu verringern.

Ein Wanderweg, beginnend in Usadel, berührt das Gebiet an der Wanzkaer Mühle und führt zum Wanzkaer See.

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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