NSG Hangquellmoor Binsenberg

Dieses Kalk-Quellmoor gehört mit Moormächtigkeiten von bis zu 8 m zu den mächtigsten seiner Art in Mecklenburg-Vorpommern. Eine Besonderheit ist die in Norddeutschland vom Aussterben bedrohte Pflanzengesellschaft „Mehlprimel-Kopfbinsenried“, welche hier aufgrund des kalkhaltigen Wassers noch teilweise vorkommt. Das Gebiet ist nicht öffentlich zugänglich, ein Weg existiert aber im benachbarten Naturschutzgebiet „Landgrabenwiesen bei Werder“, über das Sie sich auch auf unserer Seite informieren können.

Der Binsenberg liegt ca. 11 km östlich von Altentreptow im Tal des Kleinen Landgrabens in einer Höhe von 15 – 19 m NN und in unmittelbarer Nähe der Schutzgebiete „Landgrabenwiesen bei Werder“ und „Beseritzer Torfwiesen“. Landschaftlich ist das Gebiet dem „Tollensebecken mit Tollense- und Datzetal“ zuzuordnen.

Das Quellmoor Binsenberg liegt am Rande einer Schmelzwasserrinne des Mecklenburger Eisvorstoßes der Weichsel-Kaltzeit. Es verdankt seine Entstehung dem mit der Talbildung erfolgten Anschnitt eines Grundwasserleiters. Der bis zu ca. 8 m mächtige Moorkörper lässt auf einen bedeutenden Wasserzustrom kalkreichen Grundwassers schließen. Das Quellmoor ist als Folge einer frühen Entwässerung mit einer 0,2 – 0,4 m mächtigen Deckschicht aus vererdeten Kalktorfen überzogen. Darunter befinden sich gering zersetzte, kalkhaltige Kleinseggentorfe mit Braunmoostorf, gefolgt von Übergangsformen zwischen Torf und Quellkalk. Bis zum mineralischen Untergrund aus lehmigem Sand mit Kiesanteilen folgt Quellkalk mit eingelagerten Torfbändern. Während sich im Osten des Binsenberges ein ausgeprägtes Quellmoor befindet, leitet der westliche Teil bereits zum Durchströmungsmoor über. Letzteres wurde stark entwässert, so dass der Moorkörper durch Sackung und Bodenbildungsprozesse gestört ist.

Das Schutzgebiet ist auf der SCHMETTAUSCHEN KARTE von Pommern (1780) als waldfreies Talmoor mit wenigen Entwässerungsgräben dargestellt. Brenntorf wurde hier im Gegensatz zu den Landgrabenwiesen nicht gestochen. In den 1970er Jahren erfolgte die Anlage eines umfangreichen Grabennetzes mit einem kompletten Umbruch der Moorfläche und nachfolgender Nutzung als Saatgrasland. Der überwiegende Teil der Fläche konnte jedoch aufgrund des kaum tragfähigen Bodens nicht durch Mahd oder Be weidung genutzt werden. Daher wurde die Fläche nach wenigen Versuchen einer Bewirtschaftung aufgelassen. In den letzten Jahren wurden die Flächen im Ostteil gemäht und beräumt, während das westlich gelegene Grünland bereits seit langem einer Beweidung unterliegt.

Der größte Teil des Binsenberges wird heute von Feuchtwiesen eingenommen. Nach dem Flächenumbruch stellten sich bald wieder Arten der Quellmoore wie die Stumpfblütige Binse ein. In tiefer gelegenen Bereichen der Grabenböschungen und auf nassen offenen Torfstellen keimte eine Pioniervegetation mit Beständen der Mehl-Primel. Inzwischen sind sowohl Schwarzes als auch Rostrotes Kopfried und Blauer Tarant wieder kleinflächig im Mehlprimel-Kopfbinsenried vorhanden. Die Orchideenarten Große Händelwurz und Steifblättrige Kuckucksblume sowie die Pracht-Nelke konnten seit dem Flächenumbruch nicht mehr nachgewiesen werden. Große Teile des Saatgraslandes haben sich zu artenarmen Kohldistelwiesen entwickelt. In einigen der Entwässerungsgräben bildet die Rispen-Segge größere Bestände. Neben Feuchtgebüschen mit Grau-Weiden und Lorbeer-Weiden kommen an den Rändern der Entwässerungsgräben sowie im Randbereich des Binsenberges auf vermullten Torfböden Brennnesselstaudenfluren mit Nährstoff liebenden Arten wie Kohldistel, Krauser Distel und Acker-Gänsedistel vor. Im Gebiet brüten Feldschwirl, Sumpfrohrsänger, Braunkehlchen und Kiebitz. Schreiadler, Rohrweihe und Wespenbussard haben hier ihr Nahrungsrevier. Weiterhin ist das sporadische Auftreten von Wachtelkönig, Bekassine und Drosselrohrsänger bemerkenswert. Waldeidechse und Grasfrosch haben im Gebiet größere Vorkommen.

Der Gebietszustand ist befriedigend. Die massiven Eingriffe in den Wasserhaushalt und die Störungen in der Vegetation haben das Gebiet vorübergehend geschädigt. Der nach wie vor starke Quelleinfluss und das im Gebiet vorhandene Samenpotential lassen eine Regeneration der Vegetation eines kalkreichen Quellmoores erwarten. Voraussetzung hierfür ist eine verbesserte Wasserrückhaltung im Gebiet. Um die hydrologischen Verhältnisse auf großer Fläche stabilisieren zu können, sollten die NSG „Binsenberg“, „Landgrabenwiesen bei Werder“ und „Beseritzer Torfwiesen“ zu einem Schutzgebiet zusammengefasst werden. Hier bietet sich die in Mecklenburg-Vorpommern einmalige Möglichkeit, einen vollständigen Ausschnitt eines kalkreichen Talmoores zu erhalten. Die 1992 zum Erhalt der konkurrenzschwachen Quellmoorvegetation begonnenen Pflegemaßnahmen sollen fortgesetzt und erweitert werden.

Das NSG ist nicht durch Wege erschlossen.

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

 

 

Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV

Mecklenburgstraße 7
19053 Schwerin

Unser Partner:

Unsere Tochter: