NSG Grosses Moor bei Darze

Kennen Sie schon die große Moorlandschaft bei Parchim? Beinahe auf halber Strecke zwischen den Metropolen Hamburg und Berlin liegt eines der faszinierendsten Biotope Norddeutschlands. Lernen Sie die Tiere und Pflanzen kennen, die sich nach den umfangreichen Maßnahmen zur Revitalisierung des Moores hier angesiedelt haben, z. B. die fleischfressende Pflanze Sonnentau oder die Kreuzotter.

Das Schutzgebiet liegt in einem Muldenkomplex 9 km nordöstlich der Stadt Parchim in der Landschaftseinheit „Oberes Warnow-Elde-Gebiet“. Das Zentrum des Moores liegt 50 m NN.

Das stark ausgetorfte Moor befindet sich im unmittelbaren Hinterland des Außenrandes des Frankfurter Eisvorstoßes der Weichsel-Vereisung. Es entstand in einer Toteishohlform in einer N-S-verlaufenden Schmelzwasserrinne. Nach Abschmelzen des Toteises bildete sich in dieser Hohlform ein See, der in der Frühen Wärmezeit verlandete. Auf dem Verlandungsmoor entwikkelte sich in der Mittleren Wärmezeit ein Sauer- Zwischenmoor als Durchströmungsmoor (Älterer Moostorf). In der Späten Wärmezeit bewaldete das Moor (Kiefern-Stubben-Horizont). Erst in der Nachwärmezeit setzte ein allein durch Regenwasser hervorgerufenes Moorwachstum ein. Insgesamt erreicht das Moor Mächtigkeiten von 7 Metern. Im südlichen Bereich sammelte sich das Überschusswasser in einem Moorrandsee, dem Darzer See. Die Wocker entwässert das Moor nach Süden über den Wockersee in Parchim zur Elde.

Auf der SCHMETTAUSCHEN KARTE von 1788 und auf dem MESSTISCHBLATT ist das Gebiet waldfrei. Der „Darsser See“ hatte zu dieser Zeit eine Größe von ca. 8 ha. Erste Torfnutzung im Handstechverfahren ist für die Zeit um 1800 belegt. In unterschiedlicher Intensität erfolgte der Torfabbau weiter bis 1957. Die damit verbundene Entwässerung ermöglichte die Aufforstung nicht abgetorfter Restflächen im Zentrum des Moores. Eine forstliche Nutzung erfolgt aber seit über 50 Jahren nicht mehr. Bis in die jüngere Vergangenheit gab es Weideland im Innern des Moores. Die randlichen Niedermoorflächen wurden schon früh entwässert und intensiver als Wiesen- bzw. Weideland genutzt. Die durch die Entwässerung eintretenden Moorsackungen machten die Errichtung eines Schöpfwerkes notwendig. Ab 1965 wurden die Innengräben des Moores nicht mehr beräumt, 1978 – 1980 wurde der Abfluss des Wassers durch Verfüllen der Abzugsgräben in Richtung Vorfluter weitgehend verhindert. Im Moorzentrum erfolgten seit 1994 umfangreiche Staumaßnahmen zur Wasserrückhaltung. Das Schöpfwerk wurde 1995 endgültig abgeschaltet.

Die zentralen abgetorften Flächen sind teilweise gehölzfrei. Hier sind Scheidiges und Schmalblättriges Wollgras, Rundblättriger Sonnentau, Moos- und Trunkelbeere, Sumpf-Porst sowie die Torfmoosarten Sphagnum fallax und S. magellanicum charakteristisch. Diese Areale werden von Pfeifengras- Moorbirkenwäldern umgeben, die lokal in Trunkelbeeren- Kiefernwald übergehen. Einige kleine Handtorfstiche werden von Sumpf-Calla dominiert. Die Pfeifengras-Moorbirkenwälder gehen randlich in Birken- Erlenbruchwälder über, offene Flächen werden von niedermoortypischer Vegetation eingenommen, z. B. von Rispenseggen- oder Sumpfhaarstrang-Sumpfreitgrasrieden. In nassen Senken sind hier Sumpf-Blutauge, Wasserfeder und der Strauß-Gilbweiderich zu finden. Zu den im Darzer Moor nachgewiesenen 26 Pilzarten gehören z. B. Sumpf-Rübling und Torfmoos- Nabeling. Im Gebiet kommen u. a. Moor-, Teich- und Laubfrosch, Ringelnatter und Kreuzotter vor. Hochmoortypische Schmetterlinge sind Rauschbeerenspanner und Hochmoorbläuling. Neben dem Vorkommen von Kleiner und Großer Moosjungfer ist der Fund der Köcherfliege Hagenella clathrata bemerkenswert. Als Brutvögel kommen u. a. Rohrdommel, Bekassine, Kiebitz, Kranich, Graugans, Sumpfmeise, Schilfrohrsänger, Eisvogel, Waldkauz sowie Rohrweihe vor. Auch der Fischotter lebt hier. In den Torfgewässern sind unter anderem Schleie, Karauschen und Hechte vorhanden.

Der Zustand des Naturschutzgebietes ist unbefriedigend. Der Wasserhaushalt des Moores und der umgebenden Niederung ist trotz der bereits 1965 erfolgten Aufgabe der Grabenräumung im Bereich der Regenmoorkalotte und der Stilllegung des Schöpfwerkes 1995 immer noch stark gestört. Mit einer Bestandsaufnahme wurden 1993 Vorschläge zur weiteren Renaturierung des Schutzgebietes erarbeitet. Die auf dieser Grundlage im Regenmoor errichteten Staue führten zu einem Wasserspiegelanstieg in den ehemaligen Torfstichen. Inzwischen ist hier der Baumbestand größtenteils abgestorben, und eine Torf bildende Vegetation breitet sich aus. In den Randbereichen werden die Niedermoorflächen weiterhin entwässert und größtenteils als Grünland genutzt. Notwendig ist die Wiedervernässung auch dieser Flächen.

Ein häufig besuchter Naturlehrpfad vermittelt einen Eindruck vom Moor.

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

 

 

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